Die Juden von Eiterfeld

Nach dem Dreißigjährigen Krieg förderten Adelige die Ansiedlung von Juden, um den Handel und das brachliegende Wirtschaftsleben wieder in Schwung zu bringen. Darüber hinaus konnte man durch Sonderabgaben für Juden und Schutzzölle die leeren Kassen füllen. 

In dieser Zeit war es Juden gesetzlich verwehrt, in der Landwirtschaft oder im Handwerk tätig zu sein. Daher wandten sie sich dem Geldhandel und Hausieren zu. So blieben sie abhängig von landesherrlichen Schutzbriefen, die immer wieder neu erkauft werden mussten. In der Regel hatten Juden das Vierfache an Abgaben zu leisten wie die christlichen Untertanen.

Wurden zu vielen Juden Schutzbriefe erteilt, so behinderten sie sich gegenseitig, was eine Verelendung zur Folge hatte.

Die Judenordnung des Fürstabten Amand von Buseck von 1751 sollte die Juden vor Übergriffen christlicher Mitmenschen schützen, trotzdem kam es immer wieder zu Ausschreitungen. Die rechtliche Gleichstellung für die Juden ergab sich erst in der Folge der napoleonischen Zeit. Im Kurfürstentum Hessen setze sich die Emanzipation 1833 durch.

1701 findet sich eine erste Erwähnung von Juden in Eiterfeld: Hirz Möller und Jakob Katz. Der Name Katz war noch zur Zeit des 1. Weltkrieges in Eiterfeld vertreten.

1861 lebten 74 Juden in Eiterfeld. Im Jahr 1893 hatte die Anzahl jüdischer Bewohner ihren Höchststand mit 101 erreicht bei einer Gesamteinwohnerzahl von knapp 600. Der jüdische Bevölkerungsanteil wird in diesem Jahr auf 17,4 Prozent beziffert. Im Jahr 1905 war ihre Zahl wieder auf 84 gesunken.

Als die Preußische Staatseisenbahn ihren Betrieb auf der Strecke Hünfeld – Vacha am 1. Dezember 1906 aufnahm, waren Dörfer wie Eiterfeld, die an dieser Strecke lagen, für Händler attraktiver geworden. Für die vielen kleinen Händler und Hausierer, die es unter den Juden gab, bedeutete dies eine wirkliche Erleichterung. Der Transport von Waren musste nun nicht mehr ausschließlich mit Pferd und Wagen durchgeführt werden.

1920 gab es 12 jüdische Familien mit 68 Personen in Eiterfeld. Im Jahr 1924 waren es acht Steuerzahler, insgesamt 45 Personen. Durch die Repressalien in der Zeit des Nationalsozialismus verließen auch diese jüdischen Mitbewohner nach und nach ihre Heimat. Als letzte ging die Familie Wiesenfelder Anfang 1939 weg von Eiterfeld.

Im November 2005 wurde vom Heimat- und Geschichtsverein Eiterfeld eine Gedenktafel zur Erinnerung an die jüdische Gemeinde Eiterfeld, an der Stelle der Mikwe, angebracht. Diese Tafel wurde im Jahr 2009 um eine Namenstafel erweitert.

 

 

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